Die Dondorf Druckerei ist ein herausragendes Beispiel, wie breites und hartnäckiges zivilgesellschaftliches Engagement städtische Fehlentwicklungen korrigieren und ein historisch bedeutendes Gebäude vor dem Abriss bewahren kann.
Das Backsteingebäude mit der markanten Silhouette und dem eindrucksvollen Schornstein prägt Bockenheim: 1890 wurde die Dondorf-Druckerei errichtet, die heute als eines der letzten Zeugnisse der Bockenheimer Industriegeschichte gelten muss und zugleich auch Stadt-, Sozial-, Arbeiter-, Gewerkschafts- und jüdische Gewerbegeschichte bezeugt. Doch zwischenzeitlich sollte die ehemalige Fabrik der jüdischen Unternehmerfamilie Dondorf abgerissen werden und einem Neubau des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik weichen – und das, obwohl das Institut zunächst verkündet hatte, den Altbau erhalten zu wollen. Stadtverordnetenversammlung, Ortsbeirat und zahlreiche Initiativen positionierten sich gegen den Abriss des Gebäudes und kritisierten die Max-Planck-Gesellschaft für diese Entscheidung scharf.
Am 24. Juni 2023 wurde das Gebäude daraufhin von dem Kollektiv „Die Druckerei für alle!“ besetzt. Die Aktivist*innen forderten einen Erhalt des Gebäudes und dessen zukünftige Nutzung als nichtkommerzielles Kulturzentrum – schließlich sei es für das Max-Planck-Institut offensichtlich ungeeignet. Vom Land fordern sie, dem Institut einen anderen Standort zuzuweisen. Am 12. Juli 2023 wurde die Besetzung polizeilich geräumt. Initiativen und Vereine aus Bockenheim kritisierten diese Räumung: Hier wurde Leerstand wiederhergestellt, ein zivilgesellschaftlicher Diskurs abgebrochen und ein nichtkommerzieller Freiraum gewaltsam wieder verschlossen – und einige Tage später sogar zugemauert.
Dennoch ging der Protest gegen den Abriss weiter: Die Initiative „Die Druckerei für alle!“ arbeitete weiter zum Gebäude, auch die „Initiative Dondorf-Druckerei“ protestierte gegen den Abriss. Eine Reihe von Offenen Briefen unterstützten die Besetzer*innen und kritisierten den Umgang von Land, Universität und Max-Planck-Gesellschaft mit dem Areal. Letztendlich hatte der Protest Erfolg, und das Gebäude konnte erhalten werden.
Aktuell wird die Dondorf'sche Druckerei saniert. In den kommenden zwei Jahren soll die Schirn Kunsthalle sie als Interim nutzen, während ihr Gebäude am Römer saniert wird. In anderthalb Stockwerken sollen zudem Initiativen Platz finden. Langfristig soll die Hochschule für Musik und darstellende Kunst das Gebäude übernehmen.